
Die 7 Delegationsstufen: Klarheit in der Führung
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ursprung und Hintergrund
- Die 7 Delegationsstufen im Detail
- Warum dieses Modell so wirkungsvoll ist
- Anwendung in der Praxis: So setzt du das Modell um
- Beispiel: Delegation Board für ein fiktives Team
- Tipps für den erfolgreichen Einsatz
- Fazit
1. Einleitung
In modernen, agilen Organisationen stellen sich viele Teams die Frage: Wie viel Entscheidungsfreiheit haben wir eigentlich – und wann? Ein oft übersehener Hebel ist das Modell der 7 Delegationsstufen (nach Jurgen Appelo, Management 3.0). Es schafft Klarheit over die Rollenverteilung im Team, fördert Vertrauen und definiert, wer wann Entscheidungen trifft – und wie. Genau darum geht es in diesem Blogbeitrag: Wir erklären dir ausführlich, was hinter den sieben Stufen steckt, wie du sie sinnvoll einsetzt und welche positiven Effekte sie bei Teams entfalten können.
2. Ursprung & Hintergrund
Das Modell der 7 Delegationsstufen stammt aus Management 3.0, einem agilen Führungsansatz von Jurgen Appelo. Das Grundprinzip: Macht Delegation transparent – sie ist kein Ja oder Nein, sondern ein Spektrum.
Die Stufen – von „ich entscheide allein“ bis zu „ich erwarte gar nichts mehr von dir“ – helfen, Erwartungen zu klären und den Grad von Beteiligung zu steuern. Du findest eine klare Übersicht der Stufen in internationalen Quellen wie Medium oder Management 3.0.
3. Die 7 Delegationsstufen im Detail
Hier sind die Stufen im Überblick – ergänzt um Kontext, Einsatzszenarien und Wirkung:
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Tell («Verkünden»)
Definition: Du triffst die Entscheidung allein und informierst das Team – Diskussion unerwünscht.
Einsatz: Krisensituationen, rechtliche Vorgaben, schnelle strategische Weichenstellungen.
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Sell («Überzeugen»)
Definition: Du entscheidest, nimmst aber aktiv das Team mit, indem du die Entscheidung erklärst und Akzeptanz schaffst.
Einsatz: Bei größeren Veränderungen oder wenn du Unterstützung brauchst – etwa neue Arbeitsweisen.
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Consult («Befragen»)
Definition: Du holst Input ein, analysierst ihn und triffst danach die Entscheidung.
Einsatz: Bei komplexen Themen, die unterschiedliche Perspektiven erfordern – z. B. Budget-, Ressourcenentscheidungen.
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Agree («Einigen»)
Definition: Entscheidung im Konsens – gruppendialogisch.
Einsatz: Wenn Commitment aller erforderlich ist – z. B. für Teamregeln, Sprint-Strukturen.
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Advise («Beraten»)
Definition: Du gibst Empfehlungen, lieferst dein Know-how – das Team entscheidet selbst.
Einsatz: Bei erfahrenen, kompetenten Teams, z. B. technische Entscheidungen, Prozessgestaltung.
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Inquire («Erkundigen»)
Definition: Das Team trifft die Entscheidung und informiert dich im Nachgang.
Einsatz: Bei Routineentscheidungen, die schnell getroffen werden sollen und bei geringem Risiko.
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Delegate («Delegieren»)
Definition: Volle Übergabe – Entscheidung liegt beim Team, Rückmeldung nicht nötig.
Einsatz: In hoch-autonomen, selbst-organisierten Teams – etwa bei Daily Standups, Tool-Auswahl.
Diese Stufen zeigen ein klares Entwicklungsmodell – vom dirigistischen Ansatz zur vollständigen Autonomie
4. Warum dieses Modell so wirkungsvoll ist
Das Modell der 7 Delegationsstufen ist nicht nur ein theoretischer Rahmen, sondern wirkt in der Praxis als kraftvolles Tool für moderne Führung – aus verschiedenen Gründen:
Klarheit über Entscheidungsbefugnisse
Teams und Führungskräfte haben oft unterschiedliche Erwartungen, wer wann entscheidet. Das Modell schafft einheitliche Sprache und klare Definitionen – ob „Tell“, „Sell“ oder „Delegate“, jede Stufe beschreibt eindeutig, wer das letzte Wort hat. Dieser Rahmen reduziert Missverständnisse und sorgt für durchgängige Transparenz.
Vertrauensaufbau durch Struktur
Mit jedem Schritt nach oben im Stufenmodell steigt die Verantwortung des Teams. Dadurch wächst das Vertrauen nicht nur in die Fähigkeit der Mitarbeitenden, sondern auch in die Prozesse. Delegation wird nicht als Kontrollverlust, sondern als gezielter Entwicklungsprozess verstanden .
Anpassbar an Teamreife und Kontext
Nicht jede Situation eignet sich für höchste Delegation. Komplexe, risikoreiche Entscheidungen erfordern möglicherweise immer noch „Tell“ oder „Sell“. In weniger strukturierten, reiferen Teams oder bei routinemäßigen Aufgaben hingegen kann man sich schrittweise Richtung „Delegate“ bewegen. Die Stufen bieten somit eine klare, aber flexible Handlungsorientierung .
Fördert Eigenverantwortung und Motivation
Wenn Teams zunehmend befugt werden, selbst zu entscheiden, steigt ihre Motivation und Identifikation mit den Aufgaben. Sie fühlen sich ernst genommen und gestärkt – das führt langfristig zu besserer Performance und stärkerer Zusammenarbeit .
Effizienz durch passende Delegation
Wer Aufgaben delegiert, gewinnt Zeit für strategische Arbeit. Gleichzeitig kann das Team effektiver und schneller handeln, wenn es befugt ist, selbstständig zu entscheiden – und weiß, in welchem Rahmen es handeln darf.
5. Anwendung in der Praxis: So setzt du das Modell um
A) Das Delegation Board als visuelles Tool
Ein Delegation Board ist eine Matrix mit Entscheidungsfeldern in der vertikalen Achse und den Delegationsstufen 1–7in der horizontalen. Für jeden Bereich (z. B. Priorisierung, Budget oder Teamregeln) wird der aktuelle Delegationslevel sichtbar markiert – z. B. mit Klebezetteln oder digitalen Notizen. So entsteht ein sofort verständlicher Überblick, wo die Entscheidungskompetenz aktuell liegt – und wo Entwicklung möglich ist .
B) Schrittweiser Ansatz zur Implementierung
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Entscheidungsbereiche identifizieren
Erarbeitet gemeinsam, welche Bereiche relevant sind – z. B. technische Architektur, Moderationstools, Arbeitszeiten oder Budgetfragen .
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Aktuellen Level bestimmen
Diskutiert, in welcher Delegationsstufe jede Aufgabe momentan liegt – ehrliche Einschätzung ist zentral.
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Zielniveau festlegen
Wo soll das Team hinwachsen (z. B. von „Consult“ zu „Advise“ oder sogar „Inquire“)? Diese Ziele sollten realistisch und motivierend gesetzt werden.
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Board erstellen
Visualisiert das Ergebnis. Eine digitale Variante (z. B. in Miro oder Excel) eignet sich für Remote-Teams, physisch kann es im Büro hängen bleiben .
-
Regelmäßige Reflexion einplanen
Delegation ist dynamisch. Setzt regelmäßige Überprüfungen an – z. B. bei Retrospektiven alle drei Monate, um Entwicklungen zu reflektieren und die Board-Struktur anzupassen .
C) Ergänzend: Delegation Poker als Einstieg
Delegation Poker ist ein spielerischer Ansatz, um über geeignete Delegationsstufen ins Gespräch zu kommen:
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Jede:r erhält Karten von Stufe 1–7.
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Ein Szenario wird vorgestellt (z. B. „Tool-Auswahl“).
-
Alle wählen verdeckt eine Karte.
-
Karten werden offen gelegt; die Extrempositionen (höchste/niedrigste Teilnehmende) begründen ihre Wahl.
-
Diskussion bis zu einem gemeinsamen Verständnis oder Konsens.
-
Danach wird dieses Ergebnis ins Delegation Board übertragen .
Dieser kreative Einstieg fördert Verständnis, Beteiligung und gemeinsame Entscheidungsfindung – ideal für Teamworkshops oder Retrospektiven.
6. Beispiel: Delegation Board für ein fiktives Team
Entscheidungsbereich |
Aktuell (Beispiel) |
Ziel (Beispiel) |
---|---|---|
Auswahl Modularer Tools |
Consult (3) |
Advise (5) |
Blog-Inhaltsthemen |
Advise (5) |
Inquire (6) |
Budget für Workshops |
Sell (2) |
Consult (3) |
Arbeitszeitenregelung |
Agree (4) |
Agree (4) |
Auswahl Kommunikationstools |
Inquire (6) |
Delegate (7) |
Analyse:
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Beim Tool-Thema ist Einfluss erwünscht, aber das Team soll zunehmend selbst entscheiden können.
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Blog-Inhalte könnten fast autonom gesetzt werden, mit gelegentlicher Rückkopplung.
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Budgetfragen bleiben anfänglich stärker kontrolliert, aber mit steigendem Vertrauen.
-
Arbeitszeiten sind bereits konsensual geregelt.
-
Kommunikationsmittel können vollständig delegiert werden – hohe Expertise im Team vorhanden.
So entsteht eine konkrete Roadmap, um Delegationsreife transparent zu gestalten und weiter voranzutreiben.
7. Tipps für den erfolgreichen Einsatz
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Transparenz schaffen: Kommuniziere klar, warum bestimmte Level gesetzt wurden. Offene Diskussion verhindert Frust und schafft Verständnis.
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Start langsam: Schnell zu viel delegieren kann überfordern. Führe Level schrittweise ein – in kleinen Erfolgserlebnissen.
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Teamreife beachten: Gerade bei neuen oder wenig erfahrenen Teams lieber im mittleren Bereich starten.
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Feedbackschleifen etablieren: Delegation ist kein „Set-and-Forget“-Werkzeug. Regelmäßige Reflexion ist entscheidend.
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Dokumentation sicherstellen: Das Board sollte allen zugänglich sein – physisch oder digital, transparent und stets verfügbar.
8. Fazit: Mehr Klarheit, mehr Erfolg durch strukturierte Delegation
Die 7 Delegationsstufen sind kein starres Konzept, sondern ein dynamischer Wegweiser für moderne Führungs- und Teamarbeit. Sie ermöglichen:
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Eindeutige Verantwortungsbereiche, ohne Mikromanagement.
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Stärkung individueller Kompetenzen, durch klar definierte Verantwortungsentwicklung.
-
Effizienz durch selbstständige Entscheidungsfindung, mit Vertrauen und strukturierter Freiheit.
Ob als Einstieg per Delegation Poker oder langfristig mit einem visualisierten Delegation Board – beides führt zu einem wertvollen, transparenten Dialog im Team. Du erhältst Struktur und Klarheit in der Führungsverantwortung – während dein Team wächst und zunehmend selbst entscheidet.
Und für den Einstieg, probiere doch gerne mal unser Delegation Poker Kartenset aus. Du hast noch nie so viel Spaß gehabt beim Entscheiden.